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Der Krieg der Halbinsel und die Verfassung von 1812

1808-1813: Das spanische Volk erhebt sich gegen die französische Herrschaft (2. Mai 1808) und mit englischer Hilfe wird Napoleon geschlagen. Der Krieg der Halbinsel (Unabhängigkeitskrieg) war ein Schlüsselfaktor bei der Kristallisierung der spanischen Nationalität.

1808: Die instabile alte Ordnung, welche der Invasion die Türen geöffnet hatte, fiel zeitgleich mit einer Krise der Dynastie, die das enorme Prestige der tausendjährigen Krone ernsthaft gefährdete. Ferdnando, der Prinz von Asturien und Thronfolger, führte Intrigen gegen Godoy, den Premierminister, der öffentlich angeklagt war, der Liebhaber der Königin zu sein und der für alle Mißstände dieser turbulenten Zeit verantwortlich gemacht wurde. Im März 1808 trat Godoy zurück und Carlos IV. dankte zu Gunsten seines Sohnes ab, aber der Monarchie war irreparabler Schaden zugefügt worden.

Napoleon, der die Herrschaft Fernandos VII. nicht anerkannt hatte, beschloß, die spanische Dynastiekrise auszunutzen und Bourbons durch Bonapartes zu ersetzen. Um dies zu erreichen, ließ er die spanische Königsfamilie nach Bayonne kommen und zwang Fernando VII. zu Gunsten seines Vaters abzudanken, der wiederum zu Gunsten von Joseph Bonaparte abdankte. Es war eine Zeremonie, bei der alle Formalitäten eingehalten wurden und die von allen öffentlichen Einrichtungen und hohen Persönlichkeiten des Königreichs festgehalten wurde. Die Bonapartes versuchten, das politische Regime mit dem "Gesetz von Bayonne", welches für den 8. Juli 1808 geplant war, zu vereinen. Obwohl dieses Dokument historisch gesehen sehr wichtig ist, hat es weder juristisch noch praktische Bedeutung, weil es niemals in Kraft trat. Jedoch war es der erste Verfassungstext, der in Spanien erschien.

Die durch dieses Gesetz eingeführten Reformen konnten von Joseph Bonaparte nicht durchgeführt werden, ohne daß ein Großteil der Spanier sie ebenso ablehnte wie die neue Monarchie, die man als illegal und als Produkt eines Verrats ansah.

Das Ergebnis war ein Generalaufstand, der am 2. Mai begann, und der von Goya in seinen Gemälden verewigt wurde.

Der spanische Krieg, wie man ihn in Frankreich nannte, dauerte sechs Jahre. Die Spanier nannten ihn den Unabhängigkeitskrieg, ein nationaler Krieg, der allumfassend war.

1810: Aber wenn der Krieg der Halbinsel als ein Meilenstein in der Geschichte der Revolutionen gelten soll, muß man ebenso die Gründung von Verwaltungs- und juristischen Einrichtungen hervorzuheben, andere Mittel, mit denen sich das Land gegen die Eindringlinge verteidigen konnte. Die Eröffnungssitzung der neuen Cortes wurde am 24. September 1810 abgehalten. Die folgenden Grundprinzipien wurden beschlossen: die Staatsgewalt geht vom Volke aus; die Legitimation Fernando VII. als König von Spanien und die Unverletzlichkeit der Abgeordneten. Die Cortes von Cadiz arbeiteten sehr intensiv und der erste spanische Verfassungstext wurde am 12. März 1812 in Cadiz verkündet.

1812: Dies war der Anfang der spanischen Verfassung. Seitdem hatte Spanien sieben Verfassungen, inklusive der seit 1978 gültigen. Das Gesetz von Bayonne, von Joseph I. 1808 gebilligt, wird nicht dabei berücksichtigt, da viele Autoren es nicht als Verfassung im eigentlichen Sinne ansehen, sondern als ein Ergebnis des Einmarsches Napoleons.

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