Die Verbindung zwischen Geländeoberfläche, Klima und Vegetation ist offensichtlich, ebenso ihr Einfluß auf gewisse sozioökonomische Gebiete, auf Landwirtschaft und Tourismus. Die Vegetation eines Landes ist ein zuverlässiger Spiegel seiner klimatischen Vielfalt, wie man sie in den beiden unverwechselbaren Landschaftsformen Spaniens erkennen kann: das grüne Spanien mit seinen üppigen, ausgedehnten Laubwäldern und fruchtbaren Grasebenen; und das mediterrane Spanien mit unbestelltem Land mit Gestrüpp, das sich an trockene Standorte angepaßt hat, und spärlichem Waldland, das die Sommertrockenheit gewohnt ist. Die vielfältigen Landschaftsformen und die reichhaltige Flora (über 8000 Arten) bilden eine Art von Kreuzstelle, an der sich Pflanzen aus ganz Europa treffen und sich mit der Vegetation Nordafrikas vermischen. So kann man z.B. die europäische Buche neben der mediterranen Eiche, der Aleppokiefer, der afrikanischen Palme und sogar neben dem australischen Eukalyptus finden.
Typisch für diese botanische Kreuzstelle sind bestimmte, klar voneinander abgegrenzte Gebiete, die in hohem Maße mit den großen spanischen Klimazonen übereinstimmen. Im regnerischen Teil Spaniens überwiegen Wälder, man findet vor allem Buchen und Eichen, welche im feuchten Meeresklima besonders gut gedeihen und die im Winter ihre Blätter verlieren. Darunter befindet sich reichhaltiges Unterholz, in dem Farne, Stechginster und Heidekraut überwiegen. Die zerklüftete Oberfläche der Landschaft und die Meereshöhe haben Einfluß auf das Vorkommen verschiedener Vegetations- arten; z.B. findet man an den Ausläufern der Gebirgsketten Eichenwälder, während Steineichen und ähnliche Bäume eher in offener Landschaft gedeihen; in höherer Lage findet man, je nach Bodenbeschaffenheit, vor allem Buchen und Kastanien- bäume, sowie verschiedene Arten von Fichten, die im Zuge von Wiederaufforstung gepflanzt wurden. In noch höherer Lage findet man alpine Wiesen und Gebüsch.
Im trockenen Teil Spaniens findet man, abhängig von den speziellen Temperaturen und der Trockenheit, zwei verschiedenartige Vegetationsgebiete, die einerseits mit der Hochebene [Meseta] und dem iberischen Tiefdruckgebiet übereinstimmen, andererseits mit dem mediterranen Spanien an sich. Das gemeinsame Merkmal beider Vegetationszonen ist ihre Anpassungsfähigkeit an Trockenheit, was eine Mischung aus Waldland und Gebüsch hervorbrachte, die mit sehr wenig Feuchtigkeit gedeihen. Trotz der durch den Menschen verursachten Umweltschäden überlebt jedoch in der Meseta ein Wald von Steineichen und Korkbäumen, letztere bevorzugen jedoch im allgemeinen kieshaltigere Böden sowie die schattigen Wälder im Süden und Westen der Region, die sich nach Westandalusien erstrecken.
In den trockeneren Gebieten, wie z.B. La Mancha, Estremadura und besonders im Ebrotal, findet man anstelle der Stechpalme spärliches, sehr trockenes dorniges Gebüsch. In den naßeren, silikatreicheren Gebieten [Leon, Estremadura] findet man die Macchia; in den trockeneren, kalkreicheren Böden von La Mancha und La Alcarria die Garriba; und schließlich die Steppe, sowohl künstliche als auch natürliche, welche mehr und mehr von Erosion und Versteppung beeinflußt wird, v.a. im westlichen Andalusien und im Levantegebiet.
In den Klimazonen der Mittelmeerküste findet man eine komplexere botanische Mischung. An der Küste selbst findet man zwischen den Steineichen- und Korkwäldern Koniferenwälder, in denen die Aleppokiefer überwiegt; in höheren Lagen wird diese von anderen Koniferen abgelöst, die sich besser an die gebirgigen Regionen anpassen, wie z.B. die Lärche oder die schottische Kiefer. Gemeinsam mit diesen finden sich -je nach Gebiet- Buche und Eiche, wie das in den zentralen Sierras der Hochebene der Fall ist, oder Eiche und Kastanie in der Sierra Nevada, oder sogar die spanische Tanne, eine Konifere nordafrikanischen Ursprungs, die in den Gebirgsausläufern von Ronda vorkommt. In noch höheren Lagen befindet sich eine baumlose Landschaft, bedeckt mit Gebüsch, das sich angepaßt hat an die trockenen, kalten Temperaturen, die typisch sind für mediterrane Gegirgsregionen. Im Gegensatz dazu erstreckt sich an die Küsten des Mittelmeeres in den südöstlichen Teilen von Murcia und Andalusien eine Art Wüste mit sehr spärlicher Vegetation. In dieser finden sich zahlreiche exotische Pflanzenarten, wie z.B. die Zwergfächerpalme, der indische Feigenkaktus und Aloepflanzen. Gelegentlich wächst auch ein kompakter oder verstreuter Palmenwald falls genug unterirdisches Wasser vorhanden ist.